Kategorien: Persönlichkeitsentwicklung, Psychologie

Hast du dich schon mal gefragt, ob Donald Trump, Jair Bolsonaro oder Kim Yong-un verrückt sind?

Dann wärst du zwar in bester Gesellschaft, doch ganz so einfach ist es nicht! 

Manfred Lütz zeigt in seinem humorvollen und gleichzeitig erhellenden Buch die schmale Linie zwischen Normalen und Irren auf. Und er behauptet, dass die Falschen sich in Behandlung begeben. Die sogenannten Normalen lassen sich nicht behandeln, weil sie ja nicht unter ihren Verhaltensweisen leiden. Lediglich die Menschen in ihrem Einflussbereich leiden unter den Handlungen derer, die nicht in Therapie gehen können, weil sie ja – zu unser aller Leidwesen – normal sind. Sie sind voll zurechnungsfähig und daher absolut verantwortlich für ihre Entscheidungen und ihr Tun. „Was frei entschieden wird, ist jedenfalls nie krank.“ Es kann gut oder böse sein, es kann sogar unglaublich gut und bestialisch böse sein. „Psychische Krankheiten dagegen sind immer Einschränkungen der Freiheit eines Menschen, gut oder böse zu handeln.“ Wir müssen uns diesen Phänomenen also von einer anderen Warte aus nähern.

Die ganze Psychiatrie und Psychotherapie auf 200 Seiten

Der Autor zeigt uns„die ganze Psychiatrie und Psychotherapie auf 200 Seiten“. Dabei kam kein humorloser Wälzer heraus, sondern ein allgemeinverständliches, informatives und humorvolles Buch, dem wie der Autor in seinem „Vorspiel“ versichert, selbst Menschen aus Ost-Westfalen etwas abgewinnen können. 

Manfred Lütz nimmt sogenannte „Normalopathen“, also Menschen, die „so normal sind, dass es wehtut“, hinreichend aufs Korn: „Es gibt ein Problem mit diesen Normalen. Sie mögen die anderen nicht. Sie hassen all die Bunten, die Schrillen, die Lauten. Es macht sie wütend, dass da immer wieder diese regellosen Chaoten sind, die falsch parken, auf der Autobahn zu lange links fahren und denen während der Corona-Krise dauernd der Mundnasenschutz verrutscht.“ 

Ein Plädoyer für mehr Farbe im Leben

Wenn man ein wenig zwischen den Zeilen liest, stellt man schnell fest, dass wir allmählich in eine Gesellschaft zu schlittern drohen, die alle Normabweichungen übelst anprangert; dass die Toleranz und die Kreativität abnimmt; dass geradezu faschistoide Züge sich in unserer schönen demokratischen Welt breit machen. Diese Gefahr sollten wir nicht unterschätzen, denn die Ruhe kann jederzeit gewaltsam kippen, wenn es uns nicht gelingt, hier wieder mehr Gelassenheit, Freiheit und individuelle Selbstbestimmung hinein zu bringen. Noch ist es möglich, gegenzusteuern und für mehr Farbe im Leben zu sorgen, auch im Leben der Normalen.

Martin Lütz beleuchtet moderne Formen der Psychotherapie, schildert wunderbar befreiende Therapieerfolge von Paul Watzlawick, Steve de Shazer und anderen Koryphäen ihres Fachs. Hier können alle, die bislang die Sorge hatten, sie könnten vielleicht ein wenig zu stark von der Norm abweichen, viel Beruhigendes und Erheiterndes lernen. 

Auf jeden Fall ist dieses Buch ein Gewinn für alle Leser*innen. Entweder du lernst etwas fürs Leben oder du hast zumindest richtig Spaß bei der Lektüre. Idealerweise geschieht beides. 

Herzliche Grüße
Renate Wettach


Autor: Manfred Lütz
Hardcover: 204 Seiten
Verlag: Kösel-Verlag
Auflage: 2. Auflage 2020
Preis: 20,00 € 

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